Psalme und Gottesdienst Ps 119
Stichpunkte
1. Die Andacht zu Ps 119,105
Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege. (Ps 119,105)
1. Das Bild des Weges
2. Das Bild des Lichtes
3. Das Bild des Wortes
2. Allgemeines zur Liturgie
- Liturgie (gr. leiturgia) heißt wörtlich „öffentlicher Dienst“ und bezeichnet die bestehende Ordnung des Gottesdienstes
- Liturgik ist die Wissenschaft, die sich mit der Liturgie beschäftigt, der Reflexion der gottesdienstlichen Feier; zur Liturgie, einer Subdisziplin der praktischen Theologie (unter der Homiletik und neben der Poimenik, Katechetik, Oikodomik und Diakonik), gehören: Pastoraltheologie, Sakramentslehre, Hymnologie, Paramentik, Kirchbauwissenschaft und natürlich auch die Homilietik als alles überragendes Fach der Praktischen Theologie
- In der Theologie als Ganzes gibt es sechs Fächer:
1.AltesTestament
2.NeuesTestament
3.Kirchengeschichte
4.Ethik
5.Dogmatik
6.Praktische Theologie
- In der Praktischen Theologie gibt es wiederrum sechs Fächer:
1.Homiletik
2.Liturgik
3.Poimenik
4.Katechetik
5.Oikodomik
6.Diakonik
(Predigt) (Gottesdienst) (Seelsorge) (Unterricht) (Gemeindeaufbau) (Diakonie)
- Die klassische Form des Gottesdienstes beinhaltet vier Hauptteile:
1. Eröffnung und Anrufung
2. Verkündigung und Bekenntnis
3. Abendmahl
4. Sendung
- Ein Gottesdienst beginnt mit der Anrufung des dreieinigen Gottes (Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes) und endet mit dem Segen des dreieinigen Gottes; Vor und Nachspiel sind nicht Teil des Gottesdienstes
- In der Liturgie wird unterschieden zwischen kerygmatischen und doxologischen Elementen:
-> Kerygmatische Elemente: verkündigende Elemente; Gott spricht zu der Gemeinde; Predigt, Lesung aus der Bibel, Segen; Aspekt: Gott dient uns
-> Doxologische Elemente: lobpreisende Elemente; Gemeinde spricht zu Gott, Gebete, Bekenntnisse, Lieder; Aspekt: wir dienen Gott
- Streng genommen gehören Anspiele, Theaterstücke, Tanz und auch Abkündigungen und „Regieanweisungen“ nicht in den Gottesdienst
- man kann vereinfacht folgendes sagen stärker doxologisch geprägt sind die orthodoxen, katholischen und lutherischen Kirchen
stärker kerygmatisch geprägt sind die reformierten Kirchen, Gemeinschaften, Brüdergemeinden
- Jede Gemeinde hat immer wieder neu die Liturgie zu bedenken und eine lebendige Gemeinde steht in einem fortwährenden Veränderungsprozeß der Liturgie; aber ganz wichtig ist: es verändern sich nur die doxologischen Elemente (andere Lieder, andere Instrumente, andere Formulierungen der Gebete); die kerygmatischen Elemente sind unveränderlich
3. Die Psalmen im reformierten Gottesdienst
- Ganz klarer Grundsatz aller reformierter Theologie: es gibt kein gesungenes Wort, es sein denn der Bibeltext wird wörtlich vertont (Psalmvertonungen)
- Lutheraner: bibeltreu, moderne Melodie; Bsp. Nun freut euch liebe Christen gemein (erste Lied Luthers)
- Reformierte: Zwingli „Lieder sind nur Geschrei von Menschen und lenken vom Wort Gottes ab“; Calvin lies zunächst nur Psalmvertonungen zu
- Pietismus: Zinzendorf und Neander, der der Psalmist des neuen Bundes genannt wird (Martini Gemeinde hat kirchengeschichtliche Bedeutung in der Hymnologie)
- Die Kirchenmusik ist immer nur Magd der Verkündigung, des Wortes Gottes. Dazu die Ordnung des geistlichen Lebens in St. Martini: §1.7 Die Kirchenmusik hat ihrem Wesen nach eine dem biblischen Wort dienende Funktion.
- Die Psalmen sind für die Reformierten das von Gott inspirierte Liederbuch des Volkes Gottes und sprechen, wie die ganze Heilige Schrift, von keinem anderen als von Jesus Christus selbst.
- Für die Reformierten ist der Psalmgesang das einzig wahre; alles andere geistliches Liedgut ist nur menschliches Werk (2.Wahl)
- Unter Martin Bucer entstand in Straßburg ein deutscher Singpsalter (1525-1537), unter Johannes Calvin der Genfer Psalter (1539-1562) auf französisch. Ambrosius Lobwasser und Matthias Jorissen sind die wichtigsten deutschsprachigen Psalmlieddichter.
- Da schon im Gottesdienst im Tempel zu Jerusalem wurden die Psalmen gesungen und auch in den ersten christlichen Jahrhunderten sang ein Vorsänger die einzelnen Verse, die Gemeinde antwortete mit dem ebenfalls gesungenen Kehrvers. Diese Tradition des gesungenen, nicht gelesenen, Psalm wurde von den Reformierten beibehalten. In den Kirchen im Gefolge Calvins stand fest: Gesungen werden muss im Gottesdienst. Und was gesungen werden soll, das sind die biblischen Psalmen!
- „Darum wir hier und da gut gesucht haben, finden wir keine besseren noch geeigneteren Gesänge als die Psalmen Davids.“ (Calvin)
4. Der Psalm 119
- Psalm 119 ist das längste Kapitel der Bibel; 176 Verse; er hat einen besonderen Aufbau, der ihn schon von der Struktur her von anderen abhebt: Der Psalm ist in 22 Abschnitte aufgeteilt, entsprechend den 22 Buchstaben im hebräischen Alphabet (Alef, Bet, Gimel, Dalet, He) => sehr geordnet.
- Die Abschnitte sind nach dem hebräischen Alphabet nummeriert; in jedem Abschnitt beginnt jeder der acht Verse im hebräischen Originaltext mit dem gleichen Buchstaben. Übersetzung ins Deutsche nicht darstellbar
- Der Psalm spricht vom Vertrauen auf Gottes Wort. Viele Verse handeln davon wie das göttliche Wort lebendig macht und erquickt; in jedem Vers kommt entsprechend auch ein Synonym für dieses Göttliche Wort vor: der hebräische Urtext verwendet zehn verschiedene Wörter für das Wort Gottes: Gesetz, Weisung des Herrn, dein Befehl, seine Vorschriften, dein Gesetze,
- Eines sticht ganz besonders heraus: deine Ordnung
Ich danke dir mit aufrichtigem Herzen, dass du mich lehrst die Ordnungen deiner Gerechtigkeit. (Ps 119,7)
Ich lobe dich des Tages siebenmal um deiner gerechten Ordnungen willen. (Ps 119,164)
Von den phantastischen Ordnungen Gottes!
1. Die Ordnungen Gottes sind ewig
Du hast die Erde fest gegründet und sie bleibt stehen. Sie steht noch heute nach deinen Ordnungen. (Ps 119,90-91)
2. Die Ordnungen Gottes sind gut
Deine Ordnungen sind gut. (Ps 119,39)
3. Die Ordnungen Gottes sind gerecht
Zur Mitternacht stehe ich auf, dir zu danken für die Ordnungen deiner Gerechtigkeit. (Ps 119,62)
4. Die Ordnungen Gottes trösten
Herr, wenn ich an deine ewigen Ordnungen denke, so werde ich getröstet. (Ps 119,52)
5. Die Ordnungen Gottes machen sehnsüchtig
Meine Seele verzehrt sich vor Verlangen nach deinen Ordnungen allezeit. (Ps 119,20)
Ich danke dir mit aufrichtigem Herzen, dass du mich lehrst die Ordnungen deiner Gerechtigkeit. (Ps 119,7)
Ich lobe dich des Tages siebenmal um deiner gerechten Ordnungen willen. (Ps 119,164)